Ausgeklügelte Logistik für den weltweiten Versand von Arzneimitteln

Wenn die wirtschaftliche Situation eines Unternehmens die eigenen Erwartungen überholt und alle Prognosen übertroffen werden, wurde in aller Regel einiges richtig gemacht. So jedenfalls verlief die Entwicklung bei dem Hamburger Pharmaunternehmen medac Gesellschaft für klinische Spezialpräparate mbH in den letzten Jahren. Die ständig steigende Nachfrage nach ihren therapeutischen und diagnostischen Produkten machte es notwendig zu expandieren und dabei setzte medac auf schnelle aber auch zukunftssichernde, ansprechende bauliche Lösungen. So wurde am Standort Tornesch (Schleswig Holstein) bereits nach wenigen Jahren das Labor- und Logistikzentrum um ein 1.600 m² großes automatisches Hochregallager erweitert. Den Regalbau dafür lieferte stow.

Medac hat sich auf Behandlung und Diagnostik onkologischer urologischer Krankheitsbilder sowie Autoimmunkrankheiten spezialisiert. 1999 verlegte das Unternehmen seinen Firmensitz von der Hamburger Innenstadt nach Wedel. 2010 wurde weiter expandiert und es entstand im nahegelegenen Businesspark Tornesch das neue Labor- und Logistikzentrum.

Doch der Bedarf an medizinischen Spezialpräparaten stieg auch weiterhin so rasant, dass schon nach wenigen Jahren eine Erweiterung notwendig wurde und medac war bereit, noch einmal kräftig in Warenwirtschaft und Logistik zu investieren. Vor allen Dingen aber musste es schnell gehen. Daher fiel die Entscheidung auf ein vollautomatisches Hochregallager in Silobauweise. Mit der Generalunternehmerschaft wurde die LTW Intralogistics GmbH beauftragt.

Die LTW Intralogistics GmbH ist spezialisiert auf Entwicklung, Fertigung und Montage innovativer Intralogistiksysteme und verfügt über weitreichende Erfahrungen mit vergleichbaren Projekten. Regalbediengeräte und Fördertechnik werden von LTW selbst hergestellt, alle weiteren Komponenten stammen von langjährigen Partnern und werden in das Projekt integriert. Daher ist LTW stets auf verlässliche Partnerschaften angewiesen. In Bezug auf die Regaltechnik hatte man in der Vergangenheit schon zahlreiche Projekte gemeinsam mit stow realisiert und so war es naheliegend, dass stow auch hier den Zuschlag erhielt. Jürgen Graf, Head of Sales bei LTW Deutschland erläutert dazu: “Von Anfang an war in diesem Projekt unser gesamtes technisches Know-how und unsere ganze Kompetenz gefragt und da der Zeitrahmen zur Umsetzung des Projektes sehr eng gesteckt war, brauchten wir Partner, denen wir zu 100 % vertrauen. Nach kurzer Abstimmung haben wir uns beim Stahlbau für stow entschieden.“

 

Tatsächlich bildet der Stahlbau das Herzstück eines Hochregallagers in Silobauweise. Dabei ist er nicht nur für die Lasten der Paletten, der RGB und der Fördertechnik ausgelegt, sondern stellt auch die tragende Unterkonstruktion für Dach und Fassade dar. Auch externe Kräfte wie Wind und Schnee werden von der Stahlkonstruktion übernommen. Die Silobauweise ersetzt den zeitaufwändigen Bau einer Halle, und es entstehen keine räumlichen Beeinträchtigungen durch tragende Säulen. Das Engineering Team von stow entwickelte auf Basis der Kundenvorgaben eine optimale Lösung für Europaletten der Höhenklassen 1650 und 1850 mm mit einem maximalen Gewicht von 750 kg.

Quelle: LTW Intralogistics GmbH

Das vollautomatische Hochregallager verfügt insgesamt über 9.120 Palettenstellplätze für Europaletten. Mit einer Länge von 88 m, einer Breite von 22,40 m und eine Höhe von fast 30 m ist es in drei Gassen unterteilt, in denen eine doppeltiefe Lagerung erfolgt. Drei ganggebundene Regalbediengeräte von LTW übernehmen die Beschickung der Regalanlage. Gelagert wird auf 12 Ebenen und in 24 Feldern in Drei-Platz-Lagerung. Da hier hochempfindliche Medikamente, diagnostische Präparate und Chemikalien gelagert werden, sind besondere Anforderungen an den Brandschutz notwendig. Deshalb wird durch die Zugabe von Stickstoff der Luftsauerstoffgehalt im Inneren des Lagers auf ein nicht mehr zündfähiges Maß reduziert (Inertisierung).

Die größte Herausforderung bei diesem Projekt lag in der geplanten Realisierungsphase, denn der zeitliche Rahmen erwies sich für alle Beteiligten als ambitioniert. Die Auftragsvergabe erfolgte im April 2013. Bereits im Juni war Baubeginn und die Fertigstellung der Regalanlage war für Oktober geplant. Um das Hochregallager noch bis zum Einsetzen der Frostperiode fertig zu stellen, durfte also nichts schief gehen. Umso besser, dass die Partnerschaft zwischen LTW und stow bereits erprobt und die Schnittstellen bestens bekannt waren. „Das machte die Bauphase trotz enormen Zeitdrucks wesentlich entspannter“, resümiert Jürgen Graf weiter „und wir konnten alle Termine einhalten.“

Um das Unfallrisiko möglichst gering zu halten, erfolgte die Montage der Regalteile weitgehend am Boden und die fertigverschraubten Teilstücke wurden mit einem Kran nach oben gezogen. Zeitversetzt erfolgte das Montieren von Wand- und Seitenteilen. Bei der Gestaltung der Wand- und Seitenteile hat sich medac für ein anspruchsvolles Design entschieden. Die Formen der Fensterfronten mit ihren abgeschrägten Ecken werden am Erweiterungsbau aufgegriffen und bilden so eine harmonische Einheit mit dem bereits vorhandenen Gebäudekomplex.

Mit dem Erweiterungsbau in Tornesch hat die medac Gesellschaft für klinische spezialpräparate in Sachen Logistik die Weichen für die Zukunft gestellt. Von hier aus werden heute die Präparate „Just-in-Time“ in weltweit mehr als 80 Länder geliefert – eine beachtliche Entwicklung für medac und ein großer Erfolg für die Zusammenarbeit zwischen LTW und stow.